Kramer – Gärten
Status: geladener städtebaulicher Wettbewerb, 1. Preis
Auslober: Wacker Neuson Immobilien GmbH, Kramer-Areal Verwaltungs GmbH, Stadt Überlingen
Projektpartner: studio urbanek, studio boden
Mitarbeiter: David Eibensteiner
Auf dem Areal der ehemaligen Kramer-Werke in Überlingen am Bodensee entsteht ein lebendiges Quartier mit einem vielfältigen Angebot an Wohnformen, kleinteiligem Gewerbe, Hotel, Büro, Kita und Kulturzentrum. Die besondere Lage zwischen dem Ufer des Bodensees und den Siedlungsgebieten der historisch gewachsenen Stadt bietet dabei zahlreiche Anknüpfungspunkte: Körnung und Topographie, Ufer-, Kultur- und städtische Gartenlandschaft, spezifische Räume und Vegetationen.
Als zentrale Idee formuliert das Projekt eine neue Gartenpromenade, die mit Fokus auf sanfte Mobilität die bestehende Seepromenade im neuen Quartier fortsetzt. Sie ist das grüne Rückgrat der Kramergärten und wirkt identitätsstiftend: hier wird das lebendige Quartier durch gemischte Nutzungen, öffentliche Grünräume und den historischen Bestand der Kramer-Halle erlebbar. Entlang der Promenade lagern sich drei neue Grünflächen an – als Stadtgärten gestaltet, greifen sie einen Überlinger Typus auf und interpretieren ihn neu. Sie sind – von unterirdischer Bebauung freigehalten – dicht begrünt; ein Ort des Verweilens, der Erholung und der aktiven Nutzung.
Die beiden peripheren Gartenentrées leiten ins Quartier und vermitteln mittels Serpentinen und Plateaus zwischen den drei Niveauebenen. Der zentrale Hallengarten ist als besonderer, atmosphärischer Grünraum der identitätsstiftende Anker im Quartier. Im ökonomischen Umgang mit dem Bestand wird die ehemalige Kramer-Halle als Ort erhalten, jedoch zum Freiraum umgedeutet.
Die Gartenpromenade vermittelt zwischen drei parallel zum Seeufer verlaufenden Bebauungsbändern, die sich durch jeweils wiederkehrende Gebäude- und Freiraumtypen auszeichnen. Diese nehmen den Charakter und die Maßstäblichkeit der unmittelbaren Umgebung auf und entwickeln so jeweils ihre eigene Qualität. Die drei Bänder sind in Querrichtung durch übergreifende Gebäudekanten, Blickachsen und Wegeverbindungen miteinander verwoben. Diese Steige binden das Quartier auch an das Wegenetz der Umgebung an. Die Positionierung der einzelnen Gebäudetypen innerhalb der Bänder generiert lokale Nachbarschaften: in Form von Hofplateaus und Gartengassen innerhalb des Bands oder als Vis-à-Vis im angrenzenden Band.
Die vorgeschlagenen Gebäudetypologien in den drei Bebauungsbändern unterscheiden sich in ihrer Maßstäblichkeit, Höhe und Ausrichtung – ihnen gemeinsam ist jedoch die Kombination aus höheren (5- bis 6-geschossigen) und niedrigeren (3-geschossigen) Bauteilen. Die Dachflächen der niedrigeren Bauteile werden als gemeinschaftliche Dachgärten nutzbar. Diese Anordnung lässt eine differenzierte Silhouette entstehen und gewährleistet vielfältige Blickachsen in Richtung See (sowohl aus der Umgebung als auch aus dem Quartier) – bei gleichzeitiger ökonomischer Dichte.
Durch die entwurfsleitende Idee der diagonalen Gartenpromenade und die Platzierung charakteristischer Gebäudetypologien in den drei Bebauungsbändern entsteht ein klares und differenziertes System an Freiräumen. Die Charakteristik der einzelnen Freiraumtypen greift die Landschaftsformen Überlingens – die Gartenlandschaft, die Uferlandschaft und die Kulturlandschaft – auf und übersetzt sie in ein stimmiges Nutzungs-, Bepflanzungs- und Oberflächenkonzept.
Die starke Durchgrünung, das Offenhalten durchgehender Luftschneisen vom See, Rückhalt und Nutzung des Regenwassers oder auch das Angebot an schattigen Außenräumen im Sommer stärken die Klimaresilienz der Kramergärten.