Das offene Feld
Status: Wettbewerb, 2. Preis
Program: Städtebau
Projektteam: BELT mit Hubert Riess, Gordon Selbach, studio urbanek
Freiraumplanung: Kieran Fraser Landscape Design
Im Norden Wiens entsteht auf ehemaligen Feldern, umgeben von unterschiedlichsten Siedlungsmustern und -typologien der vergangenen 100 Jahre, ein neues Stück Stadt. Ausgangspunkt des Projekts ist die Auseinandersetzung mit der bestehenden Situation: Die Weite der Felder wird als Luxus verstanden; die Vielfalt der Ränder, die zum Teil weit ins Projektgebiet hineinreichen, als weiteres Potential. Die vorhandenen Strukturen eines Wäldchens, mehrerer Glashäuser, einer baumgesäumten Gasse und einer U-Bahntrasse samt urbanem Platz werden als prägende Elemente erkannt, die Anker der Identität darstellen.
Das Projekt etabliert ein zentrales Element, dass diese beiden Aspekte aufgreift und angrenzende Freiraumpotentiale sowie Nachbarschaften vereint: Das offene Feld ist eine weitläufige grüne Achse, die sich über eine Länge von 450m über das gesamte Projektgebiet erstreckt und einen zentralen Möglichkeitsraum aufspannt. Hier bleibt die Weite erlebbar, der Himmel offen, die Jahreszeiten sichtbar.
Die Überlagerung des offenen, von Osten nach Westen spannenden Feldes mit der von Norden nach Süden gezogenen U-Bahntrasse definiert vier Quartiere mit differenzierten Qualitäten. Die Quartiere wiederum werden durch zwei Situationen geprägt: Während im Norden und Süden großformatige Hofhaustypologien den Perimeter definieren und den angrenzenden Straßenraum fassen, verdichtet sich die Bebauung im Inneren zu vier eigenständigen Ensembles (Schollen), die durch adressbildende Spaliere unterteilt werden. Diese querverlaufende Fuß-, Rad- und Versorgungswege bilden das Rückgrat jedes Quartiers: hier finden sich alle Hauszugänge und gemeinschaftlichen Funktionen.
Die Bebauung der Schollen folgt einem klaren Raster von 8/2/8m breiten, Nord-Süd gerichteten Bebauungstrassen, den Flurstücken. Die Ausrichtung der Flurstücke ermöglicht auch eine selbstverständliche Integration bestehender Strukturen (Glashäuser, Wäldchen, etc.). Auf den Trassen liegen 7-geschossige Großhäuser und 3-geschossige Kleinhäuser mit 5-geschossigen Hochpunkten. Die sich aus den Gebäudehöhen ergebenden notwendigen Abstände erzeugen ein vielfältiges Netz an Freiräumen – vom großzügigen Gartenhof bis zur intimen Gartengasse. Diese dicht begrünte innere Gartenwelt steht in deutlichem Kontrast zur Weite des offenen Feldes. Es entsteht ein großzügiges Netz an Fuß- und Fahrradwegen, das die Quartiere an die bestehenden Infrastrukturen der sanften Mobilität sowie an Naherholungsräume anbindet.
Mit den städtebaulichen Elementen offenes Feld, Quartier, Perimeter und Scholle, Spalier, Flurstücke, Hof-, Groß- und Kleinhaus schafft das Projekt eine präzise und robuste Struktur, die einerseits wesentliche Qualitäten sicherstellt und andererseits in der weiteren Entwicklung vielfältige Interpretationsmöglichkeiten und Ausformulierungen erlaubt.
Auslober: Konsortium der BauträgerInnen und LiegenschaftseigentümerInnen „Erzherzog-Karl-Straße Süd“ in Zusammenarbeit mit Stadt Wien, Stadtteilplanung und Flächenwidmung